Das EDP als Vorteil für die Arzt-Patienten-Kommunikation

 

Die Gesundheitsversorger heben regelmässig hervor, dass der Patient im Zentrum steht. Auf ihn und seine Bedürfnisse fokussiert die ganze Betreuung. Der Austausch zwischen Patient und den Gesundheitsversorgern spielt dabei ebenfalls eine grosse Rolle. Hier sieht Reinhold Sojer, Abteilungsleiter Digitalisierung / eHealth FMH, Potenzial für das elektronische Patientendossier (EPD).

 

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die den Nutzen des EPD für Gesundheitsfachpersonen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

 

Reinhold Sojer

Dr. Reinhold Sojer ist Abteilungsleiter Digitalisierung / eHealth der FMH

«In den USA gibt es im Zusammenhang mit der Meaningful-Use-Initiative Patientenportale – ein ähnliches Modell wie das EPD. Patienten haben die gleiche Sicht auf ihre Daten wie die Ärzte. Dadurch können sie am Behandlungsprozess teilhaben und diesen verstehen, was wichtig ist. Richtig eingesetzt kann das ein Vorteil für die Arzt-Patienten-Kommunikation werden. Ein Patient kann zum Beispiel nachlesen, was im Spital vereinbart wurde, und beim Hausarzt nachfragen», sagt Reinhold Sojer. Die Daten sind für Patienten sofort verfügbar. Deshalb stellt sich für Sojer noch eine andere Frage: «Man muss sich überlegen, ob man den Patienten einen Zusatzservice bietet, indem man ein EPD mit ihnen eröffnet.»

Das EPD wird die Art und Weise, wie Berichte geschrieben werden, ebenfalls verändern, meint Dr. Sojer: «Hier muss und wird sich wahrscheinlich etwas verändern, das haben wir bereits mit der Einführung der Fallpauschalen gesehen. Die ersten Seiten bestehen wegen den diagnosebezogenen Bezahlsystemen praktisch ausschliesslich aus Diagnosen, die kaum mehr behandlungsrelevant sind, aber Zusatzentgelte bringen. Wir werden hoffentlich im EPD Austrittsberichte haben, die relevant sind für die Nachbehandelnden. Denn die Information an die Zuweiser ist ja tägliches Brot im Spital.»

Der direkte Austausch zwischen Gesundheitsfachpersonen wird auch mit dem EPD weiter stattfinden und teils auch nötig sein, meint Reinhold Sojer. «Ich denke an ein Tumor Board oder grundsätzlich, wenn die Meinung eines Spezialisten benötigt wird. Trotzdem gehe ich davon aus, dass mit dem EPD weniger Kommunikation zwischen den Gesundheitsfachpersonen stattfinden wird, da sich Nachfragen nach Informationen erübrigen, wenn diese rechtzeitig im EPD ersichtlich sind.»

Eine sehr wichtige Rolle spielt die Interoperabilität, die Vernetzung der verschiedenen Systeme. Die FMH hat dazu eine praktische Anleitung herausgegeben, die sich vor allem an Ärzte mit eigener Praxis richtet. Die Broschüre enthält viele praktische Situationen aus dem Alltag und erläutert die Vorteile des EPD Schritt für Schritt – vorausgesetzt, die Schnittstellen sind vorhanden. «Es gibt viele Silo-Lösungen bei den Primärsystemen. Wir möchten Ärzte dazu befähigen, aktiv bei ihren IT-Anbietern diese Schnittstellen einzufordern, gemäss den Vorgaben von eHealth Suisse.»

 

Mehr zum Thema

 

Copyright: eHealth Suisse