Das elektronische Patientendossier heute und morgen

 

Die EPD-Plattformen bieten in der Startphase noch nicht alle möglichen Funktionalitäten. Die Weiterentwicklung hin zu modernen Anbindungen und strukturierten Inhalten, die noch mehr Effizienz und Mehrwert bietet, ist im Gang. Lesen Sie hier die wichtigsten Funktionen im EPD von heute und morgen.

 

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die den Nutzen des EPD für Gesundheitsfachpersonen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

 

In einer ersten Phase werden Dokumente im EPD vorwiegend im PDF-Format abgelegt; auch Bilder und Videos können gespeichert werden. Das PDF ist aktuell praktisch das einzige Datenformat, das zwischen Spital, Pflegeheim, Arztpraxis etc. ausgetauscht werden kann. Ein Start mit PDF-Dokumenten macht deshalb Sinn.

Schrittweise werden die Daten aber standardisiert und strukturiert, damit sie einheitlich im EPD gespeichert und auch von Computern gelesen und sinnvoll automatisch weiterverarbeitet werden können. So entfällt künftig das bisherige «copy/paste». Dies bedingt eine aufwändigere Implementierung in den Behandlungs-Softwares und braucht Zeit.

Die Inhalte der strukturierten Dokumente werden gemeinsam mit einer interprofessionellen Arbeitsgruppe von Gesundheitsfachpersonen, der IPAG, definiert und schrittweise im EPD verankert:

eMedikation
Bereits beim EPD-Start ist es möglich, Dokumente zur Medikation beispielsweise im PDF-Format zur Verfügung zu stellen. Dies trägt bereits zum Wissensaustausch bei. Diese Daten können jedoch nicht maschinell verarbeitet werden und unterscheiden sich untereinander teilweise stark. Deshalb wird 2022 in einem ersten Schritt der einheitlich strukturierte Medikationsplan verfügbar gemacht, der die Übersicht über die aktuelle Medikation eines Patienten enthält. Später folgen standardisierte Vorgaben zum eRezept und zu weiteren Medikations-Dokumenten. Mit der Stammgemeinschaft CARA läuft dazu ein Pilotprojekt.

eImpfdossier
Die Coronapandemie hat die Notwendigkeit für ein elektronisches Impfdossier deutlich aufgezeigt. Auch hier sind die Arbeiten zur Integration ins EPD im Gang. Das eImpfdossier geht dabei weiter als der Papier-Impfausweis: Es kann neben den Impfdaten auch weitere relevante Informationen enthalten – zum Beispiel zu Allergien – und ermöglicht die Erstellung von maschinen-generierten, persönlichen Impfempfehlungen. Dies ist der Vorteil der strukturierten Daten: Sie können direkt mit einem sogenannten «clinical decision system» verarbeitet werden. Darin sind beispielsweise Impfempfehlungen enthalten wie die Auffrischung einer Impfung.

Allergien, Überweisung, Aufträge
Neben diesen beiden prioritären Anwendungsfällen eMedikation und eImpfdossier liegen auch zu weiteren Themen erste strukturierte Versionen vor. So zum Beispiel zu Allergien und Intoleranzen, zum Überweisungsbericht bei Behandlungsübergangen oder zum Laborauftrag.

 

Integration in die Behandlungs-Software

Das Speichern von Dokumenten im EPD und das Abrufen aus dem EPD ist technisch auf verschiedene Arten möglich. Entweder haben Sie den direkten Zugang über Ihr eigenes IT-System, oder Sie melden sich über die Zugangswebseite Ihres zertifizierten EPD-Anbieters an. Tipp: Erkundigen Sie sich bei Ihrem IT-Anbieter, wie Sie das EPD via Schnittstelle in Ihr IT-System (z.B. Klinikinformationssystem, Praxisinformationssystem) integrieren können. So sparen Sie wertvolle Zeit und vermeiden eine «doppelte Buchhaltung». Viele administrative und klinische Patientendaten können so durch Ihr IT-System automatisiert weitergegeben werden. Diese Anbindungsoption ermöglicht ein effizientes und nachhaltiges EPD ohne grossen Zusatzaufwand für die Behandelnden. Unter www.epd-anbindung.ch finden Ihre IT-Anbieter Informationen und Beispiele zum Thema.

 

Mobile Health

Gesundheitsapps verbreiten sich immer häufiger und können behandlungsrelevante Informationen beinhalten. Sogenannte mHealth-Anwendungen sollen deshalb ans EPD angebunden werden können. Beispiel eines Diabetes-Patienten: Über eine Diabetiker-App werden wöchentliche Verlaufskurven des glykämischen Indexes in sein EPD geschrieben. Auch für die mHealth-Anbindung setzt die Schweiz auf internationale, interoperable Standards. Die technischen Spezifikationen werden aktuell an den Testanlässen «EPD-Projectathon» überprüft und fliessen danach in die rechtlichen Grundlagen zum EPD ein.

 

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