


Was tut Pro Mente Sana im Bereich Prävention?Fast alle Schweizerinnen und Schweizer (9 von 10) kennen in ihrem persönlichen Umfeld Personen, denen es psychisch nicht gut geht oder nicht gut gegangen ist. Sie würden gerne helfen, wissen aber nicht wie. Aus diesem Grund bieten wir einen Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit, genannt ensa, an. Darin zeigen wir den Teilnehmenden, wie sie sich verhalten können, wenn sie merken, dass es jemandem in ihrem Umfeld nicht gut geht. Wir haben mit dem ensa Kurs vor 2 Jahren angefangen und seither bereits über 5’000 Ersthelfende ausgebildet.Pro Mente Sana bietet eine Telefon- und eBeratung für Menschen mit psychischen Problemen, deren Angehörige und Fachpersonen. Wird das Angebot häufig genutzt?Ja, unsere Telefonleitungen sind in der Regel besetzt. Die Zahl der Beratungen nimmt jedes Jahr zu, während der akuten Corona-Zeit spürten wir zusätzlich einen starken Anstieg. 2020 haben wir über 3000 Gespräche geführt. Eine Beratung bedeutet, dass wir uns mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen für die Anruferin oder den Anrufer. Wir hören zu und versuchen herauszufinden, was eine Person braucht. Dabei arbeiten wir mit der lösungsorientierten Kurzzeitberatung: Wir evaluieren den nächsten Schritt, den eine Person machen möchte, und finden heraus, wie wir sie bei diesem unterstützen können. Es kann auch sein, dass wir jeman-dem mögliche Therapieformen aufzeigen und dabei helfen, einen geeigneten Therapeuten zu finden.« Viele Personen mit psychischen Problemen sagen, es hätte ihnen geholfen, hätten sie in der Anfangsphase ihrer Probleme mit Nahestehenden darüber reden können. »
Sie sagten, die Anzahl Anrufe bei Ihrer Telefonberatung habe am Anfang der Coronapandemie stark zugenommen. Wie hat sich dies bis heute entwickelt?Genau, als der Lockdown 2020 begann, wurden wir von Anfragen überrannt. Vor allem ängstliche Leute oder solche mit einer Angststörung wurden durch die Situation massiv getriggert. In dieser Zeit haben wir unsere Beratungszeiten auf sieben Tage pro Woche ausgeweitet. Heute, bald zwei Jahre später, ist Corona auf den ersten Blick kein Thema mehr. Dennoch merken wir in den Gesprächen immer wieder, dass bei vielen Leuten, die schon vor der Coronazeit eine Belastung hatten, diese durch diese herausfordernde Zeit schlimmer wurde.Wie geht es der Bevölkerung denn aktuell?Etwa 80 Prozent der Leute sagen, es gehe ihnen aktuell gleich gut wie vor der Corona-Pandemie. Schaut man jedoch genauer hin, merkt man, dass es zwar den älteren Personen gut geht, nicht jedoch den Jungen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass bei Jungen zwischen 15 und 25 Jahren die Zahl der Depressionen heute viermal höher ist als noch vor der Pandemie. Und ich finde: Da muss man doch viel mehr machen! Denn bei einer Depression gehören Suizidgedanken und -versuche einfach zum Krankheitsbild. Und man kann doch nicht warten, bis sich diese Situationen durch gestiegene Suizidraten in der Statistik niederschlägt. Deshalb bin ich der Meinung, die Politik müsste das Thema psychische Gesundheit ebenfalls ernster nehmen und mehr in das Humankapital unserer Gesellschaft – unsere Jugend – investieren.Eine letzte Frage: Was kann man tun, um sich selbst, der eigenen psychischen Gesundheit, Sorge zu tragen?Eine gute Basis bieten die 10 Schritte für die psychische Gesundheit, beispielsweise in Kontakt bleiben mit Menschen, sich bewusst entspannen und in Bewegung bleiben. Zudem ist es wichtig, über das eigenen Befinden zu reden. In der «Wie geht’s dir?»-Kampagne bieten wir Gesprächstipps hierfür. Merkt man, dass es jemandem im eigenen Umfeld nicht gut geht, kann unser ensa Erste-Hilfe-Kurs helfen. Dieser trägt auch dazu bei, dass es einem selber besser geht. Denn wer weiss, wie man Anderen hilft, versteht sich selbst auch besser.« Eine telefonische Beratung bedeutet, dass wir uns mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen für die Anruferin oder den Anrufer. »
- Zu den 10 Schritten für die psychische Gesundheit
- Zu den Gesprächstipps
- Zu den ensa Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit
Autor: Philipp Senn - Leiter Kommunikation
Sprache und Informationstechnik haben mich schon immer fasziniert – bei HIN kann ich beides verbinden. Als Leiter Kommunikation bei HIN und «nebenamtlicher» Referent für die HIN Academy möchte ich unseren Lesern vielschichtige Aspekte der digitalen Transformation vermitteln und ihr Bewusstsein für die damit zusammenhängenden Fragen der IT-Sicherheit schärfen.