«Dass das Gesundheitswesen digitalisierungsunwillig sei, hat sich aus unserer Sicht nicht bewahrheitet»

Zwei Informatik-Absolventen der Berner Fachhochschule haben auf der Basis von HIN Sign und HIN Mail ein digitales Arztzeugnis entwickelt (siehe Artikel). Ich habe mit Tim Kriemler und Daniel Siegenthaler über Digitalisierung, ihren Prototypen des E-Arztzeugnisses und ihre Erfahrungen mit dem Gesundheitswesen gesprochen.

 

HIN: Tim, Daniel, das Arztzeugnis auf Papier hat sich seit Generationen bewährt. Warum sollte man es digitalisieren?

Daniel Siegenthaler: Ein digitales Arztzeugnis reduziert Medienbrüche und spart somit Zeit. Ebenso ist es fälschungssicherer und einfacher zu verifizieren. Mit einer nahtlos integrierten Lösung ist das Zeugnis zudem schneller ausgestellt und kann direkt an den endgültigen Empfänger zugestellt werden.

 

Tim Kriemler

Tim Kriemler

Ihr habt eure Bachelorarbeit dem «E-Arztzeugnis» gewidmet. Wie seid ihr an das Thema herangegangen?

Tim Kriemler: Zuerst haben wir uns generell mit dem Thema befasst. Was für Lösungen gibt es bereits? Welche Aspekte sind relevant bei einem Arztzeugnis? Anschliessend haben wir ein Grobkonzept entwickelt, welches wir in Zusammenarbeit mit HIN in einer Applikation als Prototyp umgesetzt haben.

 

Ihr habt dazu bestehende Services von HIN clever integriert. Wie funktioniert eure Lösung?

Tim: Unsere Web-Applikation nimmt die Daten für ein Arztzeugnis über ein Formular oder über eine Schnittstelle entgegen. Aus diesen Daten wird ein PDF-Dokument erzeugt, welches anschliessend mit HIN Sign signiert wird.

Daniel: Schlussendlich wird das signierte Dokument per HIN Mail Global an die gewünschten Empfänger übermittelt, beispielsweise den Patienten selbst oder – natürlich nach Absprache mit diesem – an seinen Arbeitgeber.

 

Daniel Siegenthaler

Daniel Siegenthaler

Welche Schwierigkeiten gab es bei der Umsetzung?

Daniel: Bei der Umsetzung gab es die Schwierigkeit, dass die Schnittstelle von HIN Sign noch nicht verfügbar war.

Tim: Generell gibt es eine schwache Informationslage zum Thema Arztzeugnis, weshalb wir auf Rückmeldungen von Ärzten angewiesen waren. Darum haben wir auch insgesamt 19 Ärzte zur Akzeptanz einer solchen Lösung befragt, und wir haben unsere Lösung mit einer Assistenzärztin getestet.

 

Lässt sich eure Lösung in bestehende Praxis- oder Spitalsoftware integrieren?

Daniel: Mit der Schnittstelle, welche unser Prototyp anbietet, lässt sich die Lösung innerhalb des HIN Netzwerks an jedes KIS oder PIS anbinden. Jedoch werden wir das Projekt selber nicht aktiv weiterverfolgen. Somit liegt der Ball jetzt bei euch!

 

Ihr habt euch intensiv mit den Anforderungen des Gesundheitswesens befasst. Was für Besonderheiten habt ihr festgestellt?

Tim: Es sind verschiedene Akteure mit den unterschiedlichsten Anforderungen involviert, welche zu berücksichtigen sind. In unserem Fall Patienten, Ärzte und Arbeitgeber.

Daniel: Die weit verbreitete Annahme, das Gesundheitswesen sei digitalisierungsunwillig, hat sich aus unserer Sicht überhaupt nicht bewahrheitet.

 

Euer Bachelorprojekt ist abgeschlossen. Werdet ihr der Branche erhalten bleiben?

Tim: Ich bleibe der IT-Branche erhalten, im Moment jedoch nicht im Gesundheitssektor.

Daniel: Auch ich schätze den interdisziplinären Austausch von IT und verschiedenen Branchen.

 

Zum Beitrag:
Informatik-Absolventen entwickeln Prototyp eines E-Arztzeugnisses

Autor: Daniel Huser - Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung, Bereichsleiter Projektmanagement und IT-Architektur

Als Experte für innovative Lösungen und Projekte berichte ich über neue Produkte, Services aber auch Anschlüsse an neue Anwendungen von Drittanbietern. Auch den einen oder anderen Sneak Peek vor Lancierungen kann ich Ihnen gewähren. Tauchen Sie mit mir in die einzigartige Welt des Engineerings ein und lernen Sie, wie Lösungen vor Problemen entstehen können.

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